Biegemaschine Typ 69-M-6/1: Baujahr circa 1973

Wiedersehen: hydraulische Biegemaschine von 1973 bei der Röthlisberger Haustechnik

Zufällig hatten wir davon erfahren: Eine der ersten hydraulischen Biegemaschinen aus dem Hause Jorns war vor etwa 50 Jahren in der damaligen Spengler-Werkstatt Röthlisberger im Nachbardorf aufgestellt worden. Und steht heute immer noch da. Die wollten wir uns genauer ansehen.

 



Die Maschine steht bei der Firma Röthlisberger Haustechnik AG, Bützberg, die heute in der dritten Generation von Roman Röthlisberger erfolgreich geführt wird. Mit Stolz erzählt uns Roman, dass die Maschine zirka im Jahr 1973 durch seinen Grossvater gekauft wurde. Sie hat zu dieser Zeit 25.800 Franken gekostet, was aus alten Preislisten zu entnehmen ist – ein Vermögen damals. Das eröffnete dem Betrieb aber die Möglichkeit, für viele Jahre der einzige Spengler in der Region zu sein, der mit einer hydraulisch angetriebenen Biegemaschine Dünnbleche präzise biegen konnte: bis zu einer Dicke von 1 mm und über eine Länge von 6 m.

Es handelt sich hier noch um eine Biegemaschine vom Typ 69-M-6/1, was soviel heisst wie: Der Maschinentyp wurde im Jahr 1969 fertig entwickelt und gehört zur ersten Generation Biegemaschinen von Jorns aus Lotzwil, bei denen das Parallelogramm als Biegegelenk eingesetzt wurde. Doch mit der Weiterentwicklung war die Maschine 1973 schon als hydraulisch angetriebene Lösung verfügbar, inklusive elektrischer Schere.

Aufbau ohne Grundrahmen
Eine grosse Herausforderung in dieser Zeit war, die Maschinen zum Kunden zu transportieren. Zum damaligen Maschinendesign gehörte noch kein Grundrahmen, der für den Transport und die Installation die nötige Stabilität gegeben hätte. Nein, die Ständer, Arme sowie Klemmwerkzeuge und Biegewerkzeug wurden separat ausgeliefert und bei den Kunden vor Ort installiert. So wurden die Maschinenständer direkt auf den Betonboden gestellt, mit Blechen unterlegt, ausgerichtet und direkt in den Boden verschraubt. So auch hier in Bützberg vor knapp 50 Jahren. Die hydraulische Biegemaschine steht immer noch hier. Im laufenden Betrieb wird sie nur noch wenig eingesetzt, da sich Roman mehr der Sanitärtechnik widmet als den Spenglerarbeiten. Doch er erinnert sich gut, dass er bereits als kleiner Junge mit seinem Grossvater und später seinem Vater 6 m lange Biegeprofile gekantet hat.

Die hydraulische Biegemaschine von 1973 springt sofort an
Wir starten sie und die Hydraulikpumpe springt sofort an. Die Maschine lässt sich über zwei Hebel betätigen: einmal Klemmwerkzeug ab und auf und einmal Biegewerkzeug auf und ab. Angetrieben durch einen Seitenzug wird der Biegewinkel des Biegewerkzeugs an einer separaten Box angezeigt. Die angebaute Rollenschere war bereits elektrisch angetrieben. Nicht aber zu vergleichen mit der heute verfügbaren elektrischen Schere, die an einer Lineareinheit läuft und über einen Servoantrieb verfügt. Nein, 50 Jahre zurück wurde ein Scherenprofil verwendet, in das eine Kette gespannt wurde, ähnlich einer Fahrradkette.

Wow, Kabelrolle mit automatischem Einzug
Auf einer separat stehenden Scherenstation links des Biegewerkzeugs sass der angetriebene Scherenkopf, ausgestattet mit einem Elektromotor, einem Zahnritzel und einer Kabelrolle mit automatischem Einzug. Wow, zu der Zeit das Ding! Eine hydraulische Biegemaschine mit Handhebelsteuerung, die einem Bagger ähnlich sind und einer elektrischen Schere mit automatischem Kabeleinzug.

Es mag jungen Menschen heute komisch erscheinen, aber bis vor nicht allzu langer Zeit war dies der Stand der Technik, bevor die nächste Generation an Biegemaschinen nebst einem Grundrahmen auch mit einem Tiefenanschlag ausgestattet werden konnte. Doch alte hydraulische Biegemaschinen sind noch zu hunderten in meist kleineren Familienbetrieben im Einsatz. Dort leisten sie täglich ihren Dienst, um den Menschen ein Dach über dem Kopf zu geben.

Gemessen wird hier weiterhin mit dem Meterstab
Und das ist ausreichend. Denn zum Beispiel bei einer Industriehalle – wo Profile auf einer Höhe von 6 bis 8 Metern über Boden verbaut werden – spielen kleinste Abweichungen keine Rolle. Doch neben dem Meterstab und der einfachen hydraulischen Biegemaschine steht dem Geschäftsinhaber heute das Mobiltelefon jederzeit in Griffnähe bereit, sei es für eine kurze Anweisung auf einer Baustelle oder zum Ablesen eines Bauprofiles, das er von seinem Mitarbeiter von der Baustelle direkt auf das Mobiltelefon zugesandt bekommt. In die Maschinensteuerung einlesen, wie dies heute möglich ist, geht hier leider noch nicht. Doch für die anfallenden Spenglerarbeiten in Romans Betrieb arbeitet diese hydraulische Biegemaschine präzise und zuverlässig.

Vielen Dank, Roman Röthlisberger! Für dieses aufschlussreiche Wiedersehen mit der hydraulischen Biegemaschine von anno 1973. Und auch für den spannenden Einblick in die Geschichte der Firma Röthlisberger. Mehr Infos: https://www.roethlisberger-hau...


Haben Sie vielleicht auch eine hydraulische Biegemaschine Typ 69? Wir freuen uns auf ein Foto! Gerne mit Infos zum Typ. Wir verlosen 69 Überraschungen – unter allen Einserndern.*
*Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Ihr Autor

Reto Staeger

Reto Staeger
Leiter Marketing & Verkauf

Phone +41 62 919 80 50
r.staeger@jorns.swiss




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Spengler-Story




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